Zeitregime des Bestattens. Thanato-, kultur- und arbeitssoziologische Beobachtungen
Das Promotionsprojekt von Ekkehard Coenen, Zeitregime des Bestattens. Thanato-, kultur- und arbeitssoziologische Beobachtungen, widmete sich den zeitlichen Aspekten im Bestattungswesen in Deutschland. Im Fokus standen die Wirkmächtigkeit und Normativität der Abläufe, Dauern, Taktungen, Rhythmisierungen, (Un-)Gleichzeitigkeiten und Synchronisationen auf der Vorder- und Hinterbühne des Bestattens. Wie gelingt es den Feldakteur*innen, sich erfolgreich zu koorientieren? Durch welche Zeitphänomene wird die soziale Ordnung vor, während und nach Bestattungsritualen aufrechterhalten? Welche Probleme ergeben sich aus den Zeitinstitutionen des Bestattens? Und an welchen Punkten kommt es zu Machtkämpfen um die Deutungshoheit der Bestattungsabläufe?
Das Promotionsprojekt reagierte auf eine doppelte Relevanzsetzung: Erstens bildet Zeit im untersuchten Feld einen zentralen Aushandlungspunkt in der Erarbeitung von Bestattungen, an dem insbesondere dann Konflikte entstehen können, wenn Feldakteur*innen unterschiedlicher Bestattungskulturen aufeinandertreffen. Zweitens gibt es bisher kaum Forschungsliteratur, die Auskunft über die Bedeutung der Zeitdimension im Kontext des Bestattens geben kann.
Die Untersuchung stützt sich auf die reflexive Grounded-Theory-Methodologie, wobei diese auf Basis der Grundannahmen des kommunikativen Konstruktivismus modifiziert wurde. Im Zuge der Datenerhebung wurden insgesamt 25 problemzentrierte Interviews mit (muslimischen und nicht-muslimischen) Bestatter*innen, Trauerredner*innen, Friedhofsmitarbeiter*innen und -verwalter*innen sowie Geistlichen geführt. Zudem war Ekkehard Coenen selbst insgesamt sechs Monate in einem Bestattungsunternehmen tätig, um die Prozesse des Bestattens ethnografisch zu durchleuchten.
Die Promotionsleistung wurde mit dem Prädikat „summa cum laude“ (mit Auszeichnung) bewertet. Die Buchpublikation zum Dissertationsvorhaben wurde 2020 veröffentlicht:
Coenen, Ekkehard (2020): Zeitregime des Bestattens. Thanato-, kultur- und arbeitssoziologische Beobachtungen. Weinheim und Basel: Beltz Juventa.
Die Dissertation wurde 2021 mit dem Hochschulpreis für Nachwuchswissenschaftler*innen der Bauhaus-Universität Weimar ausgezeichnet.
