Transmortale XII

Transmortale XII

Die Transmortale XII wurde als gemeinsame Tagungsveranstaltung vom Arbeitskreis Thanatologie und der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. organisiert und fand  am 24. und 25. März 2023 im Museum für Sepulkralkultur in Kassel statt. 

Tagungsbericht von Clara Schuppan 

2023 konnten im Rahmen der Tagungsreihe Transmortale erneut aktuelle Forschungsansätze zu den Themen Sterben, Tod und Trauer vorgestellt und besprochen werden. Während der mittlerweile zwölften Ausführung dieses Veranstaltungsformats präsentierten Wissenschaftler:innen unterschiedlicher Disziplinen aktuelle Forschungsansätze, wobei in diesem Jahr ein Schwerpunkt auf dem Phänomenbereich des Trostes lag. Eine Besonderheit in diesem Jahr waren Beiträge von Nachwuchswissenschaftler:innen in Form von wissenschaftlichen Plakaten. Die Zeitspanne der Präsentationen reichte insgesamt von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart.

Mittels Interviews mit Exper:tinnen der Hospizarbeit zeigte DANIEL FELSCHER (Frankfurt an der Oder) auf, dass in der Sterbe- und Trauerbegleitung durch Reduktion verbaler Kommunikation eine affektuelle Intensivierung für Begleitete und Begleitende stattfindet. Praktiken der Stille könnten z.B. kommunikative Pausen oder stille Sitzwachen sein. Gerade in der Trauerbegleitung nach dem Tod komme ihnen eine besondere Bedeutung zu, da zumeist Sprachlosigkeit das Potenzial zur verbalen Kommunikation verringere. So zeichne sich Sterbe- und Trauerbegleitung in ihrer auditiven Reduktion vor allem durch eine zugeneigte Haltung und das körperliche Spüren und Nachgehen aus. Dadurch werde letztlich die affektuelle Begegnung intensiviert. Abschließend wandte sich Felscher gegen die These, dass der Tod in der Moderne verdrängt sei. Durch die affektuelle Steigerung rücke der sterbende oder trauernde Mensch vielmehr in den Fokus. Dadurch finde weniger eine Verdrängung, sondern vielmehr eine Öffnung gegenüber dem Tod statt.

MAXIMILIANE NIETZSCHMANN (Heidelberg) gab Einblicke in ihre Masterarbeit zu Normenbrüchen und Angeboten alternativer Normerfüllung von Bestattungen und deren Umsetzungsmöglichkeiten unter den Restriktionen in Zeiten der Corona-Pandemie. Die Geschichtswissenschaftlerin verglich dafür die Berichterstattung über Deutschland mit Spanien, Italien und Großbritannien in deutschen Zeitungen. Die Ergebnisse zeigten, dass dem Infektionsschutz im Inland mehr Bedeutung zugeschrieben wurde als dem angemessenen Abschied. So seien Trauerfeiern und Beerdigungen z.T. verschoben worden, um sie nach dem erwarteten Ende der Restriktionen in uneingeschränktem Umfang stattfinden lassen zu können. In den Zeitungen wurde die Priorisierung im Ausland konträr dargestellt. In der anschließenden Diskussion wurde u.a. die Frage gestellt, ob selbige Phänomene auch am anderen Ende des Lebens, nämlich bei der Geburt entdeckt werden können. Beispielsweise sei Vätern der Zugang zum Krankenhaus bei der Geburt ihres Kindes z.T. verwehrt worden, und Hebammen seien in den Abläufen und rechtlichen Möglichkeiten irritiert gewesen. Auch zu Beginn des Lebens wurden also Normen den Bedingungen entsprechend durchgesetzt.

LENA STANGE (Oldenburg) gab Einblicke in ihr Promotionsprojekt über den Zusammenhang von Vorstellungen eines guten Lebens mit der gesundheitlichen Vorausplanung am Lebensende. Durch Interviews und Metaphernanalyse konnten im Vergleich entsprechende Spannungsverhältnisse aufgedeckt werden. So seien Vorausplanungen als wichtige Gestaltungsmöglichkeit angesehen, zugleich aber wegen Unwissenheit, Gleichgültigkeit oder der Zuordnung des Todes in den Lebensabend häufig nicht umgesetzt. Resümierend formulierte Stange das Ziel, Wertvorstellungen und Wünsche, die das Erstellen einer Patientenverfügung motivierten, medizinethisch zu bedenken und gesundheitspolitisch umzusetzen. In der anschließenden Diskussion wurde festgestellt, dass die Bestattungsthematik in der Vorausverfügung nicht berücksichtigt wird, weil sie kein Teil der gesundheitlichen Versorgung ist und der Mensch nach seinem Tod dem Versicherungsverhältnis entfällt.

Ebenfalls mit persönlichen Bildern vom Sterben und vom Tod setzte sich LESTER GERDUNG (Heidelberg) in der Vorstellung seines Promotionsprojekts auseinander. Konträr zur These der Verdrängung des Todes statuierte er eine Verschiebung in mediale Darstellungsdimensionen. Beispielsweise sei in Filmen, Videospielen und Literatur die Begegnung mit der Endlichkeit in einem sicheren Rahmen möglich, da der Tod revidierbar und unpersönlich bleibe. Zudem würden in der medialen Behandlung von Sterben und Tod gesellschaftliche Werte eingehalten oder wieder hergestellt. Der Mensch übernehme die darin vermittelten Vorstellungen und greife auf sie im Alltag zurück. Jedoch sei das Potenzial zur Bewältigung eigener Erfahrungen gedämpft, da sie durch die ästhetische Darstellung überlagert würden. Zudem sei bei Nutzer:innen kaum ein Bewusstsein dafür vorhanden, dass das Sterben und der Tod bereits sehr häufig medial dargestellt wurde. Dies ließe sich den Interviews entnehmen, worin häufig die Forderung oder der Wunsch nach mehr Behandlung der Themen geäußert wurde. Die anschließende Diskussion fokussierte die Wirkrichtung und Wirkmächtigkeit medialer Darstellungen in Alltagserfahrungen.

Der Kunstkritiker DAVID LILLINGTON (London) setzt sich in seiner laufenden Forschung mit dem Thema der Wehklage auseinander und widmete sich diesbezüglich der Videokunst von Elisabeth Price. Ihre Videos bearbeiten verschiedene gesellschaftspolitische Themen, wobei im wiederkehrenden Motiv des Chores durch Gesänge oder stille Tänze der Wehklage Ausdruck verliehen werde. In den collageartigen Videos mit kontraststarken Tönen, Farben und Bildern schwüngen auch stets die Themen Tod, Sterben und Trauer mit. So würden in »Kohl « (2018) die verheerenden Folgen für Arbeitende in Kohleminen behandelt. »The Teachers« (2019) thematisiere die langsame Vorbereitung auf den letzten Tanz – den Totentanz –, und in »Inky Spit« (2020) würden Symptome von Lungenerkrankten künstlerisch umgesetzt. Abschließend betonte Lillington, dass die Wehklage in der Videokunst von Price überall, in allen gewählten Darstellungsformen verkörpert werde. Denn so, wie der Mensch ein Kulturwesen sei, könne Wehklage, die im Gegensatz zu ›grief‹ öffentlich sei, in allen Belangen entäußert werden.

ESTHER PREIS (Berlin) präsentierte Erkenntnisse zur Struktur und Funktionen von Begräbnisgedichten in der Frühen Neuzeit. Neben dem Nachruf auf verstorbene Personen dienten die Texte vor allem als Traueranleitung für Hinterbliebene. Dahingehend seien sie strukturell dreigliedrig aufgebaut. Zunächst werde affekterregend der Schmerz um den Verlust, die Trauer und Ratlosigkeit benannt. Daraufhin werde affektstillend auf den göttlichen Plan hingewiesen, um die Ratlosigkeit in ihrer Schwere zu mindern. Abschließend appellierten die Texte, man möge Gottes Willen zu folgen und die eigene Trauer zeitnah einstellen. Zeitlichkeit und Intensität von Trauer seien folglich im theologischen Kontext zu sehen. So gelte anhaltende Trauer als maßlos, weil wider den göttlichen Plan. Zudem liege darin eine gesellschaftlich normierende Funktion, die der Produktionssteigerung im Kontext beruflicher und gesellschaftlicher Pflichten diene.

Auf der Suche nach individuellen Dispositionen von Trost untersuchte KATARZYNA WONIAK (Halle) polnische und jüdische Tagebücher aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges und machte auf die reziproken Zusammenhänge von Trost, Todesangst und der eigenen Sterblichkeit aufmerksam. Während Erstgenanntes das Leid nicht auflösen könne, sei es doch Gegenmittel der Melancholie und somit als »lebensrettende Illusion« zu verstehen. Insbesondere in Kriegszeiten, also in der direkten Konfrontation mit der eigenen Todesangst, die sich auf die akute Situation beziehe, und der Todesfurcht, welche mit dem Wissen um die zeitliche Begrenztheit des eigenen Daseins in Verbindung stehe, sei Trost eine Möglichkeit der temporären Ablenkung. Zuweilen habe gar der Tod selbst als Trostspender gegolten. Auch das Schreiben der Tagebücher sei eine Handlung des Selbsttrostes. Zuletzt wurde betont, dass Trost erst unter der Prämisse der Konfrontation mit der eigenen Sterblichkeit wirksam werde.

MATTHIAS MEITZLER (Tübingen) stellte anhand von drei empirischen Kontexten unterschiedliche Ambivalenzen der Tröstlichkeit zwischen Möglichkeiten und Herausforderungen postmortaler Existenz vor. Die Bestattung auf einem Friedhof sei in erster Linie tröstlich, da durch die Gestaltung des Grabes Erinnerungen und eine gewisse Wiederpräsenz der verstorbenen Person gepflegt werden. Zugleich werde der Friedhof aber als trostlos empfunden, da die auf ihm geltenden Vorschriften zum Teil einschränkend wirken. Autonome Formen der Trauer, wie das Unterbringen der Asche im heimischen Wohnraum oder in einem Edelstein seien vor allem durch die symbolische Nähe und Präsenz der verstorbenen Person tröstlich. Jedoch gehe mit dem Besitz dieser Trauerartefakte viel Verantwortung einher; insbesondere der Verlust werde als ›worst case‹ bewertet. Die postmortale Existenz im digitalen Raum wiederum sei durch tatsächliche Sichtbarmachung, beispielsweise durch einen Avatar der verstorbenen Person in einem durch künstliche Intelligenz erzeugten Raum, tröstlich. Hierbei bleibe vorerst offen, ob künstliche Intelligenzen ohne menschliche Empathie und emotionale Intelligenz tatsächlich Trost evozieren können.

Dass zwischen dem Lebensende und dem Ende einer Liebesbeziehung strukturelle Verbindungslinien zu entdecken sind, zeigte THORSTEN BENKEL (Passau). Wenngleich die Soziologie Trauer nach dem Ausgang einer Beziehung noch nicht intensiv untersucht habe, so könne sie doch verglichen werden mit der Trauer in Reaktion auf den Verlust einer nahestehender Person, denn in beiden Fällen werde der Untergang der sozialen Beziehung betrauert. Insbesondere im 19. Jahrhundert – zur Zeit der Romantisierung von Liebesbeziehungen – seien Beziehungs- und Lebensende stark verknüpft gewesen. So unterlag die Idee, den einen Menschen fürs Leben zu finden, der Konsequenz, mit dem Verlust der Liebe auch das Leben aufzugeben (oder dies zumindest zu thematisieren). Bis in die Gegenwart finde sich dieses Motiv wieder, wobei es weniger heroisch, sondern vielmehr als problematisch angesehen wird. Die Suizidandrohung nach einem Beziehungsende ist damit entfernt verwandt. Andere nach dem Ende einer Beziehung zu trösten, sei hingegen ebenso viel wert wie der Trost trauernder Angehöriger. Dies begründe sich durch die Logik, dass mindestens zwei Menschen einer Liebesbeziehung angehören und somit auch die Heilung in Form von Trost einer anderen Person bedürfe. In der Diskussion wurden weitere strukturelle Vergleiche angestellt, beispielsweise auch zur Relevanz von Artefakten.

Eine zeitdiagnostische These über die Entwicklung von Trost gab MELANIE PIERBURG (Hildesheim). Während es auch Simmels Form des Trostes – verstanden als Aufhebung des Leides am Leid – noch immer gebe, scheine jedoch eine ressourcenorientierte Trauerpraktik präsenter zu werden. Durch den Modus der Subjektivierung und Individualisierung in der Spätmoderne rücke der einzelne Mensch mehr in den Fokus. Dies stünde dem zugewandten Charakter des Trostes konträr gegenüber. Auf der Suche nach Trostformen der Gegenwart wurde Pierburg am Beispiel der Serie Queereye fündig. Dort würden Ästhetisierungspraktiken hinsichtlich des Kleidungsstils der Menschen, ihrer Wohnorte und Lebensweisen zur Förderung der Selbstfürsorge gezeigt. In diesen Fällen handele es sich aber weniger um Trost als um die Aktivierung zur Selbstliebe. Dieser Befund motivierte Pierburg zur Frage, ob es sich im Sinne eines ›Doing Self-Love‹ um eine neue Form und Funktion des Trostes handeln könne.

EKKEHARD COENEN (Weimar) stellte anhand empirischer Beispiele aus dem Bestattungswesen Trösten als Gefühlsarbeit nach Anselm Strauss vor. Trost sei ein wechselseitiges Wirkhandeln zwischen Bedürftigen und Gebenden, wobei Bestatter:innen eine besondere Rolle zukomme. Als Ansprechpartner:innen der Todesverwaltung erschafften sie den Rahmen für Gefühlsarbeit. Dabei erfolge immer eine gewisse Orchestrierung – auch durch andere »Death Entrepreneurs«, da verschiedene Stakeholder beziehungsweise Professionen unterschiedlichen Ansprüchen zu genügen haben und zugleich immer auch eigene Vorstellungen mit einfließen ließen. Trost lande somit im Zentrum unterschiedlicher Perspektiven. Er werde in Aushandlungsprozessen zwischen Akteur:innen, die bestehende Trostformen affirmieren, und Innovateur:innen, die neue Umgangsweisen fördern wollen, legitimiert. Die anschließende Diskussion wurde durch Erfahrungsberichte praktizierender Bestatter:innen bereichert, in denen deutlich wurde, dass auch die Fachkräfte selbst Gefühlsarbeit zu leisten haben.

Eine soziologische Einordnung des Phänomens Trost nahm URSULA ENGELFRIED-RAVE (Koblenz) unter dem Fokus der Trauer vor. Formen des Trostes könnten verschiedenartig sein. Basal habe Trost einen solidarischen Aspekt, in dem er der trostsuchenden Person anzeige, nicht allein zu sein. Religiös normiert sei Trösten als Barmherzigkeit und somit Auftrag katholischer Christ:innen. Arbeitsgebiete der Seelsorge sowie säkularisierte Arbeitsfelder wie Trauerberatung, -begleitung oder auch Trauerredner:innen bildeten eine weitere Form des institutionalisierten Trostes. Neben medialen Formen, wie Trauerforen oder Trostbücher ging Engelfried-Rave zuletzt auf den trostlosen Trost ein. Zurückzuführen sei dieser auf Unsicherheiten und Unwissen der Trostspendenden in einer affektreduzierten Gesellschaft. Zugleich sei der trostbedürftige Mensch in Reaktion auf Verlust- oder existenzielle Erfahrungen darauf angewiesen, dass eine andere Person die Bedürftigkeit erkenne und entsprechend handle. Jedoch gebe es auch Selbsttrost in Form genuiner Weisen der Verarbeitung.

Beginnend mit dem Zitat eines trauernden Kindes, ob ihr Bruder, dessen Beerdigung im Winter anstand, auf dem Friedhof nicht frieren würde, machte MIRIAM SITTER (Hannover) auf die notwendige Differenzierung von Trost und Vertrösten aufmerksam. Auf Basis des Handlungskonzeptes der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg benannte Sitter die Empathie als Unterscheidungsmoment. Diese zeichne sich aus durch friedvolles, wohlwollendes Zuhören und Sprechen ohne Absicht. Es gehe um das Einnehmen der Perspektive der trostsuchenden Person, wobei die vermuteten Bedürfnisse in den Fokus gerückt und als Mangel identifiziert würden. Dies gelinge, weil unterschiedliche Menschen gleiche Bedürfnisse, wie Sicherheit, Zuspruch oder Geborgenheit hätten. Weiter ausführend wurden die Körperlichkeit, Atmosphäre und Räumlichkeit als zentrale Aspekte des emphatischen Trostes benannt. In der anschließenden Diskussion wurden die Hilfe und das Lügen von Trosthandlungen abgegrenzt, da für beides zuweilen keine Empathie notwendig sei, was durch Sitter als basales Merkmal des Trostes herausgearbeitet wurde.

Die Transmortale XII lieferte fruchtbare Einblicke in unterschiedliche Formen und Funktionen von Trost im Kontext von Sterben, Tod und Trauer. Im Austausch der Tagungsteilnehmer:innen wurde während der Tagung immer wieder der Frage nach den Möglichkeiten eines ›richtigen‹ Tröstens und Trostes nachgegangen. In einer individualisierten Gesellschaft scheint es neue Formen des Trostes zu brauchen, nicht zuletzt, weil kaum noch auf verbindliche Deutungsmuster zurückgegriffen werden kann. Gerade aber weil, wie Simmel es benannte, der Mensch ein trostsuchendes Wesen sei, braucht es – so der Tenor – funktionale Äquivalente des Trostes, um das Leid am Leid aufheben zu können.

Transmortale XII

Die Transmortale XII wird gemeinsam vom Arbeitskreis Thanatologie und der Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e.V. organisiert und findet im Museum für Sepulkralkultur in Kassel statt. 

Neue Forschungen zum Thema Tod

Der Tod ist bekanntlich ein Problem der Lebenden. Somit weisen alle wissenschaftlichen For-schungsbereiche, die sich mit dem (Zusammen-)Leben der Menschen befassen, auch Berührungs-punkte zu Sterben und Tod, zu Abschied und Gedenken, zur Endlichkeit und zu den Versuchen auf, das Unvermeidliche zu bewältigen.

2010 entstand die seither jährlich stattfindende transmortale. Sie richtet sich, in diesem Jahr am ersten Tag thematisch offen, an junge Wissenschaftler:innen, die sich in der Abschlussphase einer Qualifikationsschrift befinden, aber auch an Postdocs und andere interessierte Forschende. Ziel ist eine interdisziplinäre Auseinandersetzung, die empirische wie auch theoretische Ansätze zusammenführt und einen intensiven Austausch eröffnet.

Am zweiten Tag wird – thematisch im Einklang mit der kommenden Sonderausstellung – das spezifische Thema ›Trost‹ aus transdisziplinärer Sicht von Nachwuchs- und von erfahrenen Wissenschaftler:innen beleuchtet. Das Trösten ist eine ritualisierte Interaktionsform, die mit Sterbe- und Trauerkontexten eng verbunden ist, aber auch bei anderen Enttäuschungs- bzw. Verlusterfahrungen virulent wird. Durch Trost werden bestehende Problemlagen zwar nicht verändert, die entsprechenden sozialen Gesten symbolisieren aber, dass der erlittene Einschnitt nicht alleine bewältigt werden muss. Trösten lädt zur Reflexion des Geschehenen ein, ohne den Schmerz des Verlustes zu betäuben.

Datum: 24. März 2023 von 11 – 18.30 Uhr und 25. März 2023 von 10 – 17 Uhr.
Teilnahmebeitrag je Tag: 30,- Euro / erm. 12,50 Euro (Studierende)

Bei einer Vorbestellung bis zum 20.3.2023 kann für 27,00 € pro Person und Tag Verpflegung (Mittagsimbiss, Kuchen, Obst, Getränke) gestellt werden. Ohne diese ist Selbstversorgung erforderlich.

Anmeldung bis zum 20. 3. 2023 über den Internetauftritt des Museums für Sepulkralkultur: www.sepulkralmuseum.de/forschung -> transmortale oder bei Ines Niedermeyer
E-Mail: niedermeyer@sepulkralmuseum.de
Tel.: 0561 9189340

Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e. V.
Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur
Weinbergstraße 25-27 | 34117 Kassel
info@sepulkralmuseum.de | www.sepulkralmuseum.de

Rücktrittsbedingungen:
Bei Verhinderung nach der Anmeldung bitten wir um Nachricht bis 7 Tage vor Tagungsbeginn. Andernfalls müssen wir Ihnen den vollen Kostenbeitrag in Rechnung stellen. Sie haben jederzeit die kostenfreie Möglichkeit, eine/n Ersatzteilnehmer / Ersatzteilnehmerin zu benennen.

Programm der Transmortale XII

Programm Freitag, 24. März 2023

11.00 – 11.15 Uhr Begrüßung

Panel 1
11.15 – 11.45 Daniel Felscher (Frankfurt (Oder))
„Und in der Stille, da wird es so richtig intensiv.“ Reduktion und Intensivierung in Praktiken der Stille am Beispiel ehrenamtlicher Hospizarbeit und Trauerbegleitung
Diskussion

11.45 – 12.15 Maximiliane Nietzschmann (Heidelberg)
Umgang mit Toten und Sterbenden in Zeiten von Corona (März – April 2020) in der medialen Vermittlung
Diskussion

12.15 – 12.45 Uhr Pause

Panel 2
12.45 – 13.15 Lena Stange (Oldenburg)
„Also, wenn ich dann tot bin …“ Ergebnisse einer qualitativen Befragung zu gesundheitlicher Vorausplanung für das Lebensende
Diskussion

13.15 – 13.45 Tanja Kilzer (Köln)
Orte des Trostes und der Heilung. Trosträume und tröstende Elemente als essenzieller Bestandteil moderner Gedenkstättengestaltungen und der modernen Gedenkkultur
Diskussion

13.45 – 14.30 Uhr Mittagspause


14.30 – 15.00 Poster-Session
Fanny Berghof / Nina Gurol / Nele Legeland / Clara Schuppan (Regensburg)
Inwieweit sind gesellschaftlich institutionalisierte Sterbe- und Trauerangebote für obdachlose Menschen sinnvoll?


Lena Magdeburg (Paderborn)
Sterben und Tod in den Vorstellungen von Grundschulkindern. Eine qualitative Studie im Kontext von Sachunterrichtsdidaktik


Leonie Schmickler (Passau) Sterbefasten – Problem oder Lösung? Soziologische Betrachtung eines Sterbehilfediskurses


Panel 3
15.00 – 15.30 Lester Gerdung (Heidelberg)
Die Verschiebung individueller Auseinandersetzung mit Tod und Sterben auf mediale Darstellungen anstelle von gesellschaftlicher Verdrängung
Diskussion

15.30 – 16.00 David Lillington (London, Großbritannien)
Das Thema der Wehklage in der Videokunst von Elisabeth Price
Diskussion

16.00 – 16.30 Uhr Pause

Panel 4
16.30 – 17.00 Alexander Querengässer (Halle (Saale))
Vom Massengrab zum Nationaldenkmal. Militärische Begräbniskultur vom Mittelalter bis in die Moderne
Diskussion
17.00 – 17.30 Esther Preis (Berlin)
Tost spenden und Trauer normieren. Begräbnisgedichte in der Frühen Neuzeit (1500 – 1700)
Diskussion

Im Anschluss: Diskussion

18.30 Uhr Ende

Programm Samstag, 25. März 2023

Panel 1
10.00 – 10.30 Katarzyna Woniak (Halle (Saale))
Trost und Todesangst. Emotionen in Polen unter deutscher Besatzung 1939 – 1945
Diskussion

10.30 – 11.00 Nina Rabuza (Innsbruck)
Sterben im Kapitalismus. Über Tod und Trauer in der kritischen Gesellschaftstheorie Theodor W. Adornos
Diskussion

11.00 – 11.30 Uhr Pause

Panel 2
11.30 – 12.00 Matthias Meitzler (Tübingen) Postmortale Fortexistenz als Trost? Räumliche und körperliche Dimensionen der Verlustbewältigung

12.00 – 12.30 Thorsten Benkel (Passau) Am Ende. Formen der Beziehungsauflösung

12.30 – 13.30 Uhr Mittagspause

Panel 3
13.30 – 14.00 Melanie Pierburg (Hildesheim) Die Reflexivität des Leidens. Soziologische Perspektiven auf den Trost

14.00 – 14.30 Ekkehard Coenen (Weimar)
„Es gibt irgendwie so ’ne Trosttruppe.“ Zum Mit-, Für- und Gegeneinander der Gefühlsarbeit im Bestattungswesen

14.30 – 15.00 Uhr Pause


Panel 4
15.00 – 15.30 Ursula Engelfried-Rave (Koblenz) Trost suchen und Trost spenden. Eine soziologische Betrachtung des Tröstens

15.30 – 16.00 Miriam Sitter (Hannover) Trösten oder Vertrösten? Eine zu leistende Differenzierung durch Empathie
Im Anschluss Diskussion

17.00 Uhr Ende